Im Handball sind Spieler, welche eine bilaterale Ausbildung genossen haben, im Vorteil. Denn sie können situationsgerecht sowohl ihre linke als auch rechte Hand zum Prellen, Passen oder auch Werfen nutzen. Denn im Amateur- und Jugendbereich wird oftmals eher eine unilaterale Ausbildung mit Fokus auf die „starke“ Seite gelegt. Grund ist, dass oft erstmals auf dieser Seite Grundlagen geübt und beherrscht werden sollen. Erst danach werden sie auf den „schwachen“ Arm erweitert. Doch durch dieses einseitige Training tritt genau das Gegenteil ein. Denn im Handball wirkt diese trainierte Einseitigkeit einschränkend für die Spieler. In vielen Situationen kann der Pass mit dem schwachen Arm neue Lösungswege schaffen, z. B. der Pass auf Außen oder auch ein Wurf mit dem falschen Arm unter Bedrängnis.

Durch gezieltes Training wird dem Spieler das Nutzen dieser Lösungswege deutlich vereinfacht. Doch nicht nur zum Training der schwächeren Körperhälfte und schaffen neuer Lösungswege dient das bilaterale Training, es hilft ebenfalls auch der Weiterentwicklung der ausgeprägten Körperseite. Dieses Phänomen wird auch als kontralateraler Transfer bezeichnet. Hierbei wird beschrieben, dass die Leistungssteigerung bei Sportlern, wenn diese gleichmäßig beide Körperseiten trainieren, deutlich besser ist als bei einseitigem Training (Universität Oldenburg, https://uol.de/f/4/inst/sport/download/andreasbund/publikationen/Publikation_55.pdf, zuletzt aufgerufen: 21.02.2021).

Trainingsgestaltung

Doch nachdem nun die Vorteile von bilateralem Training aufgezeigt wurden, stellt sich die Frage, wie diese am besten in den Trainingsalltag zu integrieren sind. Hierbei bietet sich an, die nicht dominante Hand Schritt für Schritt in das Training zu integrieren. Begonnen werden kann hierbei schon beim Aufwärmen. So können in Aufwärmspielen Vorgaben definiert werden wie:

  • Nur mit dem nicht dominanten Arm spielen (radikalste Variante),
  • jeder zweite Pass muss mit der nicht dominanten Hand gespielt werden,
  • Punkte variieren, je nachdem wie Pässe gespielt werden, z. B. beim Ablegeball zählt der Punkt doppelt, wenn letzter Pass mit falschem Arm gespielt wurde.

Bei Passübungen sollte ebenfalls darauf geachtet werden, dass sowohl ausreichen Pässe mit dem starken, als auch dem schwachen Arm gespielt werden. Am effektivsten ist hierbei, wenn starker und schwacher Arm ungefähr gleich viel Trainingsraum erhalten. Ein Beispiel für solch ein bilaterales Passtraining wird im Folgenden dargestellt:

Pässe mit dominanter und nicht dominanter Hand

Organisation:

  • Spieler bilden 2er-Gruppen, jede Gruppe hat einen Ball.
  • Mit Markierungsscheiben breite der Laufwege markieren (nach Leistungsstand anpassen).

Ablauf:

  • Die Paare starten mit dem schmalen Laufweg und spielen hierbei mit der „inneren“ Hand.
  • Den Weg zurück (breiter Laufweg) werden Pässe immer mit der starken Hand gespielt.
  • Nach jedem Durchgang werden die Seiten gewechselt, falls die Spieler beide auf der gleichen Seite ihre starke Hand haben. Sonst wird der kurze Pass immer mit der schwachen Hand gespielt.

Auch im Grund- und Zielspiel lässt sich bilaterales Training integrieren. So können hier z. B. Tore, welche mit der schwachen Hand erzielt oder vorbereitet wurden, stärker gewertet werden. Durch diese Verstärkung wird das Nutzen der nicht dominanten Hand für die Spieler auch mit einem positiven Reiz verknüpft. Durch diese positive Verknüpfung sind Spieler oftmals eher gewillt, ihre schwache Hand zu nutzen.

Am entschiedensten für eine bilaterale Ausbildung ist jedoch die Konsequenz dieser. Bilaterale Übungen sollten in jedes Training eingebaut werden, sodass auch der schwache Arme dauerhaft gefördert wird. Denn nur, wenn auch der „schwächere“ Arm eine gewisse Stärke besitzt, wird der Spieler diesen in Wettkampfsituationen einsetzen. Bis dies der Fall ist und auch danach heißt es Üben und auch als Trainer die Geduld bewahren, falls nicht direkt die erwünschten Erfolge ersichtlich sind.

Bilateralität im Handball