Koordination bzw. die koordinativen Fähigkeiten sind für einen modernen Handball unerlässlich. Jedoch wird dem Training der koordinativen Fähigkeiten eine oftmals eher untergeordnete Rolle im Mannschaftstraining zugeordnet. Oftmals liegt dies daran, dass die Bedeutung von koordinativem Training vielen Trainern nicht bewusst ist oder sie als unwichtig, da nicht handballspezifisch, abgestempelt werden.

Um die Bedeutung von Koordinationstraining zu verstehen, sollten man sich zuerst anschauen, wie Koordination definiert ist. Oftmals fällt auf Lehrgängen im Zusammenhang mit Koordination der Begriff „Dorfkrug“ fällt. Dieser Symbolisiert hierbei die einzelnen Komponenten des Koordinationstrainings. Diese sind:

  • Differenzierungsfähigkeit,
  • Orientierungsfähigkeit,
  • Rhythmisierungsfähigkeit,
  • Future-Knowledge (Antizipation),
  • Kopplungsfähigkeit,
  • Reaktionsfähigkeit,
  • Umstellungsfähigkeit,
  • Gleichgewichtsfähigkeit.

Es sollte jetzt schon erkenntlich sein, dass Koordination mehr ist, als die bei vielen Trainern beliebte Koordinationsleiter. Diese deckt nur einen Teil der oben aufgeführten Fähigkeiten ab.

Definition

Die einzelnen koordinativen Fähigkeiten werden im Folgenden näher erläutert.

  • Differenzierungsfähigkeit → ermöglicht die Feinabstimmung einzelner Bewegungsphasen und unterscheidet Kraft-, Raum- und Zeitparameter innerhalb eines Bewegungsablaufes.
  • Orientierungsfähigkeit → bestimmt Lageveränderung des Körpers in Raum und Zeit.
  • Rhythmisierungsfähigkeit → erlaubt es Bewegungsabläufe an vorgegebene Rhythmen anzupassen.
  • Futur-Knowledge → erlaubt es, künftige Bewegungsabläufe zu erkennen.
  • Kopplungsfähigkeit → Fähigkeit, Teilkörperbewegungen zu einer Gesamtbewegung zu koordinieren.
  • Reaktionsfähigkeit → ermöglicht es, zu, zweckmäßigsten Zeitpunkt mit einer angepassten Geschwindigkeit auf Reize zu reagieren.
  • Umstellungsfähigkeit → stellt Grundlage für Anpassung von Handlungsprogrammen bei neuen Situationen dar.
  • Gleichgewichtsfähigkeit → erlaubt es, das statische und dynamische Gleichgewicht während und nach Bewegungen zu behalten.

Es ist somit ersichtlich, dass sich Koordination aus verschiedensten Faktoren zusammensetzt. Die Bedeutung dieser koordinativen Fähigkeiten kann hierbei auf 5 wesentliche Punkte heruntergebrochen (Quelle: Bedeutung der koordinativen Fähigkeiten; C-Trainer-Ausbildung Deutscher Handballbund):

  1. Erlernen technischer Fertigkeiten wird beschleunigt und effizienter.
  2. Wirkungsgrad von Sporttechniken wird erhöht. Sie fördern deren Vervollkommung und Stabilisierung.
  3. Verbesserung von situationsbedingter Anwendung, Umstellung und Anpassung von Techniken.
  4. Sichern einer höheren Effektivität von (Um)Lernprozessen.
  5. Sie bewirken eine höhere Ausnutzung konditioneller Fähigkeiten.
Entwicklungsaspekte

Die koordinativen Fähigkeiten eines Menschen sind lebenslang trainierbar, jedoch nicht immer gleich gut. Die beste Lebensphase für koordinative Entwicklung besitzt der Mensch dabei in der vorpubertären Phase, also in einem alter zwischen circa 6 und 12 Jahren. Aus diesem Grund ist gerade im Grundlagentraining, also bis zur C-Jugend ein Training von koordinativen Fähigkeiten von großer Bedeutung. Jedoch sollte auch innerhalb des Aufbautrainings und auch im aktiven Bereich weiterhin ein koordinatives Training durchgeführt werden. Dies dient einerseits der Verbesserung, vor allem jedoch dem erhalte von der koordinativen Fähigkeiten.

Aufbau des Koordinationstrainings

Eine Übung zur Verbesserung der koordinativen Fähigkeiten setzt sich immer aus drei Bausteinen zusammen. Diese sind dabei

  • Beherrschte Grundfertigkeiten/Techniken,
  • Erschwerende, variierende Ausführungsbedingungen,
  • Druckbedingung.

Sind alle drei Bausteine gegeben, stellt eine Übung ein Koordinationstraining für den Spieler dar. Ein Beispiel für diese Formel wäre:

  • Grundfertigkeit: Prellen.
  • Erschwerende Bedingung: gezieltes durchlaufen einer Koordinationsleiter nach Vorgabe.
  • Druckbedingung: Sofortiger Torabschluss nach Durchlaufen der Leiter.

Für die Gestaltung eines abwechslungsreichen Koordinationstrainings sollte beachtet werden, dass sich diese nur in bestimmten Punkten mit der allzeit beliebten Koordinationsleiter trainieren lässt. Genau genommen trainiert diese fast ausschließlich den Punkt der Rhythmisierungsfähigkeit. Um eine umfassende Ausbildung zu ermöglichen, sollten möglichst unterschiedliche und immer wieder neue koordinative Übungen herangezogen werden um auch immer wieder neue Trainingsreize zu setzen. Der Kreativität sind hierbei (fast) keine Grenzen gesetzt.

Für den Handballsport kann gesagt werden, dass die einzelnen koordinativen Punkte einen wichtigen Ausbildungspunkt darstellen sollten. So sind koordinativ gut ausgebildete Spieler auch oftmals die besseren Spieler. Denn diese ermöglichen ihnen einerseits verbessertes Körpergefühl, aber ermöglichen es ihnen auch sich schneller auf neue Situationen einzustellen. Es ist somit immer lohnenswert, den Spielern eine gute koordinative Ausbildung zu ermöglichen.

Koordination im Handball