Schnelligkeit beschreibt eine konditionell-koordinativ definierte Leistungsvoraussetzung, um auf Reize und Signal in möglichst kurzer Zeit zu reagieren und/oder Bewegungen mit höchster Geschwindigkeit bei geringem Widerstand durchzuführen. (Athletiktraining im Sportspiel; Dieter Steinhöfer; S. 172; philippka sportverlag)

Schon in der Definition der Schnelligkeit ist erkennbar, dass diese sich aus zwei verschiedenen Komponenten zusammensetzt. Diese Komponenten sind die Reaktionsschnelligkeit und Bewegungsschnelligkeit. Reaktionsschnelligkeit kann hierbei noch in einfache Reaktion und komplexe Reaktion, die Bewegungsschnelligkeit in zyklische und azyklische Bewegungen unterteilt werden. Die Sportart Handball hat hierbei jedoch auch komplexe Schnelligkeitsanforderungen, welche aus kognitiven und motorischen Anforderungen bestehen, welche in dieser Form als Handlungsschnelligkeit bezeichnet wird. Die Handlungsschnelligkeit beschreibt dabei die Fähigkeit, technisch-taktische Handlungen situationsgerecht und in optimaler Zeit und Intensität durchzuführen. Für die Handlungsschnelligkeit sind jedoch auch technisch-taktische Fähigkeit und deren Ausbildung von Bedeutung und nicht nur die Qualität konditioneller, koordinativer und kognitiver Fähigkeiten.

Reaktionsschnelligkeit

Die Reaktionsschnelligkeit beschreibt eine Zeitspanne, welche zwischen dem Setzen eines Reizes bis zur ersten Muskelkontraktion verstreicht. Hierbei wird zwischen einer einfachen und komplexen Reaktion unterschieden.
Eine einfache Reaktion beschreibt dabei eine Reaktion auf ein festgelegtes Signal, welches eine definierte Bewegung ausgelöst wird. Ein Beispiel hierfür ist die Reaktion eines Sprinters oder Schwimmers auf den Startschuss, wonach er ein „definiertes“ Handlungsprogramm durchführt.
Eine komplexe Reaktion zeichnet sich durch eine Vielzahl von Signalen und deren geringer Vorhersehbarkeit aus auf welche der Sportler möglichst effektiv reagieren muss. Für diese Reaktion stehen jedoch immer mehrere Lösungswege zur Verfügung. Jedoch wird auch hier immer nur ein schon vorher definiertes Handlungsprogramm aus einer vorher definierten „Liste“ durchgeführt, da die Neubildung eines Bewegungsprogramms zu Zeitintensiv und hierdurch ineffektiv ist. Nach Tatsiorskij kann man den Reaktionsverlauf in fünf Phasen unterscheiden:

  • Auftreten einer Erregung im Rezeptor (Auge, Ohr, Haut)
  • Überleitung der Erregung in das zentrale Nervensystem
  • Bildung und Auslösung eines Signals
  • Übertragung des Signals vom zentralen Nervensystem auf die Muskulatur
  • Reizung der Muskulatur.

Da der motorische Aktionsbereich innerhalb des Hirns dabei begrenzt ist, kann die Reaktion hauptsächlich nur durch die Optimierung motorischer Programme erreicht werden. Diese situativ geforderten motorischen Programme werden durch Training, jedoch auch durch Erfahrungen gefestigt. Für das Reaktionstraining im Handball sind dabei Schwerpunkte auf die Bereiche der Wahrnehmung, Antizipation, Entscheidung sowie für Automation und Handlungsketten sinnvoll.

Bewegungsschnelligkeit

Bewegungsschnelligkeit beinhaltet die maximal vom Nerven-Muskelsystem erreichbare Kontraktions- und Bewegungsgeschwindigkeit in zyklischen sowie azyklischen Bewegungen. Für die Bewegungsschnelligkeit wichtige Vorraussetzungen sind:

  • Neuronale Komponenten: Rekrutierung und Frequenzierung der Muskelfasern;
  • Muskelaufbau: Muskelfaserverteilung, Muskelkontraktionsgeschwindigkeit, Muskel-Sehnen-Elastizität, Viskosität, Muskeltemperatur;
  • Qualität und Sicherheit der Bewegungsprogramme (intramuskuläre Koordination);
  • Energetische Komponente: Höhe der Keratinressource für ATP-Gewinnung. Geschwindigkeit der ATP Resynthese, Beginn der glykolytischen Energiegewinnung.

Zyklische Bewegungsschnelligkeit

Zyklische Bewegungsschnelligkeit beschreibt die Geschwindigkeit hintereinander folgender gleicher Bewegungen des Körpers oder einzelner Körperteile. Sie setzt sich hierbei aus der Bewegungsfrequenz und der Bewegungsamplitude zusammen. Sie zeichnet sich durch eine optimale Muskelkontraktion aus. Hierbei muss während des Trainings darauf geachtet werden, dass während der Trainingszyklen die maximale Intensität beibehalten werden kann.

Azyklische Bewegungsschnelligkeit

Azyklische Bewegungsschnelligkeit ist die Schnelligkeit von Einzelbewegungen des gesamten Körpers oder von Körperteilen, wie z.B. Springen oder Werfen. Die Schnelligkeit von azyklischen Bewegungen wird auch oftmals als Aktionsschnelligkeit bezeichnet. Azyklische Bewegungen nach Definition kommen in ihrer Reinform dabei im Handball eher selten vor, da diese oftmals mit Kraftarten wie z.B. der Schnellkraft in Kombination stehen. Gerade bei Sprüngen oder Würfen steht zuerst die Maximalkraft (Sprunghöhe, Wurfstärke) im Vordergrund und erst im Ausklang der Bewegung tritt die Schnellkraft als elementarer Bestandteil hervor.

Methoden und Richtlinien des Schnelligkeitstrainings

Für das Schnelligkeitstraining gibt es einige allgemein gültige Voraussetzungen und Richtlinien:

  • Bewegungen müssen vom Sportler erlernt und beherrscht sein, da nur technisch saubere Abläufe mit maximaler Geschwindigkeit durchgeführt werden.
  • Spezifische Techniken müssen situativ integriert sein, z.B. Sprung in eine Anlauf und Landebewegung, bevor diese in einer Drucksituation durchgeführt wird.
  • Der Spieler soll sich während der Übung auf die maximale Geschwindigkeit und nicht die technisch saubere Durchführung konzentrieren.
  • Die Übung soll mit maximaler Bewegungsgeschwindigkeit durchgeführt werden.
  • Während der Übung dürfen keine Ermüdungserscheinungen auftreten.
  • Die maximale Geschwindigkeit nur 2-3 Mal die Woche trainieren, sonst könnten Ermüdungserscheinungen den Trainingserfolg verhindern.
  • Intensives statisches Dehnen vor dem Training vermeiden, da dies die Schnelligkeitsleistung reduziert.
Schnelligkeit im Handball